Warum Deutschland seine ausländischen Pflegekräfte verliert
Deutschland braucht internationale Pflegekräfte dringender denn je. Doch während der Bedarf rasant steigt, verlassen immer mehr genau diese Pflegekräfte. Das Problem liegt nicht am Beruf.
Der Bedarf wächst – aber die Bindung fehlt
Fast jede fünfte Pflegekraft in Deutschland stammt inzwischen aus dem Ausland.
Ohne philippinische, kolumbianische oder usbekische Fachkräfte wäre die stationäre Versorgung vieler Kliniken kaum noch möglich. Doch laut der aktuellen Erhebung denken viele über einen Weggang nach, obwohl sie dringend gebraucht werden. Und das liegt selten an der Arbeit am Patienten – sondern an den Umständen drumherum.
Zwischen Sprachbarriere und fehlender Anerkennung
Noch gravierender als finanzielle Sorgen sind aber sprachliche und soziale Hürden.
Viele internationale Pflegekräfte verfügen zwar über ein B2-Sprachzertifikat, merken aber schnell, dass das für den Berufsalltag nicht reicht. Fachbegriffe, Dialekte und die hohe Kommunikationsdichte in der Pflege stellen eine enorme Belastung dar – vor allem, wenn Teams nicht sprachsensibel arbeiten.
Fast die Hälfte berichtet laut InvestmentWeek von Diskriminierungserfahrungen im Job.
40 % fühlen sich im Team nicht als gleichwertig anerkannt.
Ihre Ausbildung – oft auf Hochschulniveau – wird in Deutschland häufig nur teilweise anerkannt.
Das führt zu einem Paradoxon: Hochqualifizierte Pflegefachkräfte arbeiten auf Helferniveau – und verlieren mit der Zeit die Motivation, zu bleiben.
Teure Anwerbung, geringe Bindung
Für viele Einrichtungen ist das doppelt bitter. Die Rekrutierung im Ausland kostet viel Geld – von Sprachkursen über Vermittlungsgebühren bis hin zur aufwendigen Anerkennung.
Doch laut Studie plant nur rund ein Drittel der angeworbenen Fachkräfte, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Andere orientieren sich in Länder, die Anerkennung, Integration und Aufstiegschancen leichter machen.
Was sich ändern muss
Die Empfehlungen liegen längst auf dem Tisch, doch ihre Umsetzung bleibt punktuell.
Wer internationale Pflegekräfte halten will, muss mehr bieten als Arbeitsverträge und Willkommenspräsente.
- Finanzielle Transparenz: Musterabrechnungen, realistische Infos zu Lebenshaltungskosten und klare Kommunikation über Abzüge vermeiden falsche Erwartungen.
- Sprachförderung als Daueraufgabe: Berufsspezifische Kurse müssen fester Bestandteil der Einarbeitung sein – nicht nur einmalige Zertifikate.
- Soziale Integration: Gezielte Einarbeitungspläne, Tandem-Modelle und interkulturelles Training verbessern das Miteinander im Team.
- Anerkennung von Qualifikationen: Schnelle und faire Bewertung ausländischer Abschlüsse stärkt Selbstbewusstsein und Fachkompetenz.
Sprache als Schlüssel
Bei NICE sehen wir täglich, dass Sprache der Schlüssel zur Integration ist. Unsere Kurse setzen genau dort an, wo Fachwissen und Kommunikation zusammenkommen. Denn wer verstanden wird, bleibt.
Sprache ist keine Zusatzqualifikation – sie ist die Grundlage für Selbstbewusstsein, Verantwortung und Teilhabe im Beruf.
Ob Deutschland seine internationalen Fachkräfte hält, entscheidet sich in den Teams, in der Kommunikation und im alltäglichen Miteinander.
Quelle: Investment Week